Familienplanung
Eines der wichtigsten Aspekte bei der Familiengründung ist die eigene Ursprungsfamilie und der Partner.
Heute leben viele Familien räumlich getrennt voneinander. Wer bei der Familienplanung noch nicht so genau darüber nachdenkt, wie weit die künftigen Großeltern oder anderen Verwandten entfernt leben, wird spätestens mit der Geburt des Kindes anfangen, dem eine große Bedeutung zuzumessen. Die Planung einer Familie ist darum nicht allein auf die Kernfamilie (Mutter, Vater Kind(er) beschränkt.
Mütter, die von sich denken, dass sie das alles schon schaffen werden, gibt es und wird es auch weiter geben. Sie schaffen es tatsächlich und werden es auch in Zukunft schaffen.
Frauen, die jedoch die räumliche Distanz plötzlich als sehr unvorteilhaft empfinden und sich die Nähe der weiblichen Blutsverwandten oder der Mutter des Partners wünschen, gibt es ebenfalls. Frauen, die über kein ausgeprägtes soziales Netz verfügen, merken sehr schnell, dass die Entfernung zu den Frauen ein Defizit ist.
Ursachen dafür, dass eine Mutter sich von einem Tag auf den nächsten aus ihrem Umfeld herausgenommen fühlt, können unterschiedlich sein.
Höchst persönlich:
Der Beruf stand an erster Stelle
Ich konzentrierte mich vor der Schwangerschaft vornehmlich auf meine Karriere, lebte abseits meiner Ursprungsfamilie, fern von meinen Geschwistern. Die in Niedersachsen, ich in Hamburg. Familien in meinem Freundeskreis gab es nicht bis zum Zeitpunkt des Elternwerdens. Erst nach der Entbindung begann ich damit, andere Mütter/Familien in mein Leben zu integrieren. Im beruflichen Umfeld hatte ich keine Kolleginnen, die ebenfalls Kinder bekamen oder zu denen ich einen engeren Kontakt unterhielt. Zumal die Branche, in der ich tätig war, zumeist aus jungen Menschen bestand – und die noch lange nicht an eine eigene Familie dachten.
Intellektuelle Theorie
Auch pflegte ich eine naive Vorstellung von Kindererziehung. Trotz der zahlreichen Ratgeber, die ich gelesen hatte und trotz der altklugen Ansichten, die ich über das Thema Erziehung hegte, bevor ich selbst Mutter wurde.
Alles in allem kann ich sagen, dass mein vorheriger Kontakt zu Kindern sehr eingeschränkt stattfand: Ich hatte keine jüngeren Geschwister, auf die ich aufgepasst hätte, war nie Babysitter anderer Leute und die Kinder meiner Geschwister sah und erlebte ich sporadisch. Ich hegte dennoch meine Theorien, teilweise mit großer Überzeugung, die ich jedoch nicht aus praktischer Erfahrung gesammelt hatte, sondern allein durch die Anfütterung meines Intellekts.
Die „Weiber“ im Dorf
Um den Blick noch objektiver auf mich zu richten: Es fehlte mir an weiblichen Vorbildern in dieser Richtung. Ich hatte nie eine mir nahestehende Frau beim Stillen beobachtet, nie die Leute anderer Kinder irgendwo hin mitgenommen und zuallerletzt: Kein besonderes Interesse an den Kindern anderer Menschen. Und auch keine nennenswerte Freude daran. Mir schienen Kinder alles in allem immer etwas uninteressant. Gemeinsame Themen oder Aktivitäten: darüber musste ich erst lange nachdenken. Eine Ausnahme bildete meine Nichte. Ich liebte sie sehr und liebe sie noch heute.
Zum Zeitpunkt, der für mich sehr wichtig gewesen wäre, weibliche Unterstützung zu bekommen, fehlte mir das selbstverständliche (räumlich nahe) Vorhandensein von Familie. Die Sehnsucht danach, dass sich „ein Dorf“ meines Kindes und meiner annahm, war da. Das alte Sprichwort „Für die Erziehung eines Kindes braucht es ein ganzes Dorf“ ist mir aber erst sehr viel später in seiner Bedeutung bewusst geworden.
Dass mein eigenes Dorf unvollständig war, fühlte ich jedoch die ganze Zeit über. Es machte sich an Gedanken fest wie: „Niemand denkt an mich“, „alle haben immer so viel zu tun“, „meine Freundinnen arbeiten und haben keine Zeit für mich“. Die neue Wahrnehmung und die viele Zeit, die sich plötzlich vor mir auftat, gaben mir das Gefühl, weniger Wert zu sein, als diejenigen, die zur Arbeit gingen und ihren Tag durchstrukturierten. Bis um sechs oder sieben Uhr Abends auf meinen Partner zuhause zu warten, erschien mir als eine unzumutbare und kaum zu bewältigende Zeitspanne.
Die weiteren Ursachen der Erkrankung haben sich mir offenbart, ich konnte in meiner anschließenden Therapie darüber sprechen, aber gewisse blinde Flecke akzeptiere ich mittlerweile und lebe mit ihnen.
Wichtig war, dass ich meinen Angehörigen und zuerst meinem Partner erzählte, was los war. Wichtig war, die Diagnose offen zuzugeben und sie niemandem zu verschweigen. Hieran konnte ich schon mal für die Zukunft üben. Über die Erkrankung zu sprechen, mich nicht schamhaft zu verhalten, weil ich eine von denen war, die es erwischt hat, half und hilft mir sehr. Ich erlebe durchweg eine mutmachende Resonanz auf diese Art der offenen Kommunikation.